N. Bériou u.a. (Hrsg.): Economie et religion

Cover
Titel
Economie et religion. L’expérience des ordres mendiants (XIIIe–XVe siècle)


Herausgeber
Bériou, Nicole; Jacques, Chiffoleau
Reihe
Collection d’histoire et d’archéologie médiévales 21
Erschienen
Lyon 2009: Presses universitaires de Lyon
Anzahl Seiten
809 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Kathrin Utz Tremp, Staatsarchiv Freiburg

Nicole Bériou, Introduction (7–22), führt in das Buch ein, das das Werk einer Arbeitsgruppe ist, die sich seit 2001 um die Herausgeber herum gebildet, mehrere Tagungen (Paris und Rom 2002, Lyon 2003 und 2005) bestritten und sich eine eigene Webseite (www.mendicantes. net) gegeben hat. – Florent Cygler, Bibliographie raisonnée commentée (23–36). Das Buch ist in vier Teile aufgeteilt: Première partie: Les archives de couvents (37–208); Deuxième partie: L’apport des sources sérielles à l’histoire de l’économie des couvents (209–317); Troisième partie: Pratiques, normes, débats (319–498), und Quatrième partie: La circulation des richesses: objets, échanges, intermédiaires (499–706); die einzelnen Beiträge werden als Kapitel ausgegeben, was angesichts ihrer Unterschiedlichkeit nicht unbedingt einleuchtet.

Gian Paolo Bustreo, Ecrits conventuels, écrits urbains. La documentation des Mendiants de Trévise aux XIVe et XVe siècles (39–61), führt aus, dass die Bettelordenskonvente von Treviso erst seit 1320/1330 schriftliche Dokumentationen hervorbrachten, also seit dem Moment, als die Brüder nicht mehr nur einfache Arme waren, sondern Renten entgegenzunehmen und Güter zu besitzen begannen (42f.). Insbesondere der Konvent der Dominikaner (S. Nicolò) nahm in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Dienste einer ganzen Reihe von Notaren in Anspruch (58). – Raffaela Citeroni, Les comptes des couvents des Servites de Marie à Vérone et à Florence (XIIIe–XIVe siècle) (63–99), stellt die Hypothese auf, dass die Rechnungen nicht zufällig in den 1280er Jahren einsetzen, denn damals galt es zu beweisen, dass die Serviten nicht zu den Bettelorden gehörten, die vom Konzil von Lyon 1274 verboten worden waren (65). – Paul Bertrand, Economie conventuelle, gestion de l’écrit et spiritualité des ordres mendiants. Autour de l’exemple liégeois (XIIIe–XVe siècle) (101–128), zeigt, wie die Dominikaner von Lüttich zwar im 14. Jahrhundert wohl Besitz entgegennahmen, diesen aber sogleich verpachteten und so weder die Nutzniessung noch das absolute Eigentum hatten (107). Im 13. Jahrhundert übertrugen sie ihren Besitz den «Freunden des Konvents», darunter nicht selten Beginen, die ihnen die daraus fliessenden Einkünfte überliessen. (108f.). Anstelle von Kartularen führten die Bettelorden nicht selten Bullare, in welche sie die päpstlichen Privilegien eintrugen (110f.). Seit dem 15. Jahrhundert erstellten sie dann eine Art Pseudo-Kartulare, in welche nur Dokumente mit wirtschaftlicher Bedeutung eingetragen wurden (114). Diese Instrumente waren rasch überholt und wurden denn auch weggeworfen, vor allem, wenn der Konvent sich im 15. Jahrhundert der Observanz zuwendete (127f.). – Sébastien Barret, A propos des documents d’archives du couvent Saint-Jacques de Paris (XIIIe–XIVe siècle) (129–152), lässt die Archivalien der Pariser Dominikaner, die sich heute – allerdings weit verstreut – in den Archives nationales befinden, Revue passieren. – Bernard Andenmatten, Les frères prêcheurs et les revenus des anniversaires. Le témoignage de l’obituaire du couvent dominicain de Lausanne (153–165), analysiert das Obituar des Dominikanerkonvents von Lausanne, das in den Jahren 1375–1378 wahrscheinlich auf Grund eines älteren Obituars entstanden ist und 530 Notizen enthält. Davon stammen 188 von der Anlagehand, 172 datieren aus der Zeit zwischen 1378 und 1530 und 170 undatierte lassen sich dem 15. und beginnenden 16. Jahrhundert zuweisen (der Konvent wurde 1234 gegründet und 1536 aufgehoben). Die Lausanner Dominikaner begannen erst um 1300, überhaupt Renten anzunehmen, und erst seit den Pestzügen von 1348/49 und 1360, aktiv Geld anzulegen. Dabei haben sie freilich ihre Attraktivität überschätzt, indem sie für jeden Tag eine Seite des Obituars vorsahen: mehr als vierzig Seiten sind völlig leergeblieben, und die grosse Mehrheit der anderen sind nur zu einem Drittel benutzt worden. – Clément Lenoble, Les archives des frères mineurs d’Avignon à la fin du Moyen Âge (167–208), beschreibt das Archiv der Franziskaner von Avignon, das heute in den Archives Départementales de Vaucluse aufbewahrt wird und das sich insbesondere durch vier Rechnungsbücher mit den täglichen Einnahmen und Ausgaben von 1359–1498 auszeichnet. In der gleichen Zeit nimmt das Archiv beträchtlich zu, während umgekehrt die Einnahmen der Stadt seit dem Schisma stark zurückgingen. Ein «archivarisches Bewusstsein» (conscience archivistique) erwachte bei den Franziskanern von Avignon erst während der Diskussionen um die freiwillige Armut im 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Seit den 1260er Jahren waren sie ausserdem mit der Inquisition in der Provence betraut. Sie stellten ihre Dokumente indessen nicht selber aus, sondern liessen sie von den ansässigen Notaren ausstellen. Erst in den Jahren 1350–1360 begannen sie ihre Dokumente gerollt in Säcken aus Leder mit Buchstaben von A bis G zu versorgen.

Nach Jens Röhrkasten, L’économie des couvents mendiants de Londres à la fin du Moyen Âge, d’après l’étude des documents d’archives et des testaments (211–245), scheinen die Bettelorden von London (sechs Konvente) sich bis ca. 1500 an das Armutsgebot gehalten zu haben, also länger als diejenigen auf dem Kontinent. Ein wirtschaftliches Gebaren lässt sich also nur von ungefähr 1500 bis 1538/39 (Aufhebung) beobachten und feststellen, dass die vier wichtigsten Konvente (Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter und Augustiner) mehr schlecht als recht von den Einkünften aus Legaten und Messen lebten, die sie allenfalls durch Einnahmen aus Vermietungen von Eigentum ergänzten. – Hans-Joachim Schmidt, L’économie contrôlée des couvents des Carmes. Le témoignage des rapports de visites dans la province de Germania inferior (247–269), untersucht aufgrund des reichhaltigen Archivs der Karmeliterprovinz Germania inferior (Karte, 250), das heute im Stadtarchiv Frankfurt liegt, für die Jahre 1373–1392 die Wirtschaft der siebzehn Konvente, die in dieser Provinz lagen, und kommt zum Resultat, dass die Brüder in den kleineren Konventen eher besser lebten als diejenige in den grösseren, wie z. B. Köln. Das studium generale in Köln und die Provinzkasse wurden gemeinsam von allen siebzehn Konventen getragen, deren Archive im Unterschied zum Provinzialarchiv nur sehr lückenhaft sind. – Bertrand Schnerb, Les ducs de Bourgogne de la Maison de Valois et les frères mendiants: une approche documentaire (271–317), untersucht zum einen die Dominikaner, die am Hof der Herzöge von Burgund von 1366–1477 als Beichtväter wirkten (Tabelle, 275–277) oder sonst bei verschiedenen Gelegenheiten predigten (Tabelle, 287) und zum andern die Interventionen der Herzöge zugunsten von verschiedenen Bettelordenskonventen. Aufgrund der starken Präsenz der Dominikaner am Hof selber wurden bis ca. 1440 vor allem die Dominikaner begünstigt, später wieder mehr auch die Franziskaner bzw. die observanten Franziskaner. Im Anhang werden neun Dokumente ediert (307–317).

Sylvain Piron, Un couvent sous influence, Santa Croce autour de 1300 (321–355), kann aufgrund der Register von zwei Notaren, die in den Jahren 1296–1311 und 1318–1322 regelmässig für die Franziskaner von Florenz gearbeitet haben, zeigen, dass der Konvent tatsächlich, wie vom Spiritualen Ubertin de Casale bemängelt, zu einem grossen Teil aus Florentinern bestand, die keine grossen intellektuellen Leistungen erbrachten, wohl aber eigene Bibliotheken besassen, die aktuellen Parteiungen der Stadt in den Konvent trugen und gegenüber den Wucherern viel zu nachgiebig waren. – Damien Ruiz, La législation provinciale de l’ordre des frères mineurs et la vie économique des couvents en France et en Italie (fin XIIIe–milieu XIVe siècle) (357–386), sucht in der Gesetzgebung der Franziskanerprovinzen Aquitanien, Frankreich, Provence, Mark Treviso, Umbrien, Rom und Toskana (im Anhang aufgeführt) Aussagen zur Wirtschaft und findet, dass die Almosen tatsächlich eine der Haupteinnahmequellen der Brüder bildeten und dass es Unterschiede zwischen grossen und kleinen Konventen und reichen und armen Brüdern gab. Es kam nicht selten vor, dass kleine Konvente und arme Brüder sich verschuldeten, und deshalb mussten Archive und Buchhaltung sorgfältig geführt und seitens der Kapitel kontrolliert werden. – Martin Morard, Les testaments des frères: Jacques de Lausanne († 1321), dominicain et propriétaire? (387–425), untersucht anhand des kanonischen Rechts, inwieweit Angehörige von Bettelsorden überhaupt testieren konnten, und anschliessend das Testament, das Jakob von Lausanne oder von Vuadens 1315 gemacht hat und das heute im Greyerzer Museum im Bulle liegt (übersetzt und ediert im Anhang). Jakob war wohl vor 1300 bei den Dominikanern in Lausanne in den Orden eingetreten, von 1303 bis 1317 ist er in Paris belegt, wo er die verschiedenen Grade eines dominikanischen Studiums absolvierte, um schliesslich 1317, nachdem er sein Testament gemacht hatte, Vorsteher der französischen Dominikanerprovinz zu werden; er muss 1321 oder 1324 gestorben sein (der Autor ist hier, 406, nicht klar). Wahrscheinlich wurde das Testament gemacht, nachdem Jakobs Vater gestorben war und er als einziger männlicher Nachkomme einigen Besitz geerbt hatte, dessen Nutzniessung er im Einverständnis mit dem Orden seiner Mutter überliess; von Büchern ist darin nicht die Rede. – Andrea Bartocci, Un opuscule sur la capacité successorale des frères mineurs. Le Contra Bartolum de Bonifacio Ammannati, cardinal et légiste avignonnais (427–473), stellt ein bisher unbekanntes «Werklein» von Bonifacio Ammannati vor, der um 1335/40 in Avignon geboren wurde, dort seit 1373 Recht lehrte, 1393 Kardinal wurde und 1399 starb. Mit seiner Schrift wollte dieser beweisen, dass die Tatsache, dass die Franziskaner eigentlich nicht erben konnten (Bulle Exivi de paradiso, 1312), nicht automatisch die Testamente ausser Kraft setzte, in denen sie ohne Substituten als Erben eingesetzt waren. Im Anschluss an den Aufsatz wird eine Edition des Opusculum gegeben (461–473). – Gian Maria Varnini, Ordres mendiants, économie et société à Vérone au XVe siècle. Polémiques et débats autour de l’Observance d’après une frottola de 1460 (475–498), stellt eine frottola vor (d.h. ein Stück gereimter Prosa, die sich nicht an die Regeln hält), die 1460 in Verona verfasst wurde und die die gleichzeitige Errichtung eines grossen Konvents der observanten Franziskaner kritisiert, die sich 1423 in Verona niedergelassen und rasch die Herzen des Patriziats für sich gewonnen hatten. Die italienische frottola, die im Anhang ediert und ins Französische übersetzt ist, kritisiert die Hypokrisie der Brüder, die den Klostergebäuden und den Kapellen der Patrizier vor der Kirche den Vorrang geben, und diejenige der Patrizier, die über ihren Legaten an die Franziskaner die öffentliche Fürsorge vernachlässigen, und deckt damit recht eigentlich die der Observanz inhärenten Widersprüche auf.

Joanna Cannon, Panem petant in signum paupertatis: l’image de la quête des aumônes chez les frères d’Italie centrale (501–533), sucht zentralitalienische Bilder, die die Franziskaner und Dominikaner als Bettler darstellen, und findet nur relativ wenig, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass dies ein so geläufiger Aspekt der Bettelorden war, dass er nicht mehr dargestellt zu werden brauchte, oder aber, dass die Bettelorden sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bereits nicht mehr vom Bettel ernährten. – Christine Gadrat, Les frères mendiants et leurs livres: l’exemple de la bibliothèque du couvent dominicain de Rodez (535–562), rekonstruiert aufgrund von alten Listen, von denen die vollständigste von 1761 datiert, die Bestände der Dominikanerkonvents von Rodez (gegründet 1283/84), die heute dezimiert und zerstreut in Rodez und Rom liegen, alles in allem eine typische Bibliothek für einen mittleren Dominikanerkonvent, der nur zeitweise ein studium generale hatte. – Michele Bacci, Les frères, les legs et l’art: les investissement pour l’augmentation du culte divin (563–590), stellt die bedenkenswerte Hypothese auf, dass die Bettelorden die Sterbenden und ihre Testamente so zu steuern vermochten, dass diese möglichst viel Geld an die Kirchenfabrik der Bettelordenskirchen gaben, weil davon keine portio congrua an den Weltklerus zu zahlen war. – Rosalba di Meglio, Ordres mendiants et économie urbaine à Naples entre Moyen Âge et époque moderne. L’exemple de Sant’Agostino (591–636), untersucht anhand eines Rechnungsbuches aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts Einnahmen und Ausgaben der Augustinereremiten von Sant’Antonio in Neapel, die scheinbar seit ihrer Gründung (in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts) keine Hemmungen hatten, auch Grundbesitz anzunehmen. – Gary M. Radke, Les nonnes et leurs protecteurs. Le couvent du Corpus Domini à Venise au XVe siècle (637–660), schildert auf grund von Klosterchroniken (die er gegen den Strich lesen muss!) und weiteren Dokumenten die schwierigen Beziehungen der Dominikanerinnen von Corpus Domini in Venedig (gegründet 1366) zu ihren Beschützern und Wohltätern: der erste Wohltäter, Ser Francesco Rabia, wird von den chronikalischen Quellen sehr stiefmütterlich behandelt, weil er sich mit den Nonnen überworfen hatte, während zwei weitere wichtige Wohltäter, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht nur eine neue Kirche, sondern auch eine Infirmerie stifteten, beide nach ihrem Tod (1448 bzw. 1458) einträchtig nebeneinander vor dem Hauptaltar der Kirche Santa Lucia (anstelle des heutigen Bahnhofs gleichen Namens) begraben wurden. Zumindest ein Teil des schönen Dossiers ist zugänglich in Bartolomea Riccoboni, Life and Death in a Venetian Convent: The Chronicle and Necrology of Corpus Domini, 1395–1436, ed. Daniel Bornstein, Chicaco und London 2000. – Ludovic Viallet, Procureurs et «personnes interposées» chez les Franciscains (661–706), versucht die Rolle des Prokurators bei den Franziskanern über die Jahrhunderte in den Griff zu bekommen; dabei hat er sich vielleicht etwas zuviel vorgenommen, denn er vergleicht nicht nur Konventualen und zwei verschiedene Formen von Observanten, sondern auch zwei französischen Kustodien (Vienne und Auvergne) mit zwei schlesischen (Goldberg und Breslau).

Jacques Chiffoleau, Conclusion (707–754), macht die Beobachtung, die sich aufdrängt, dass der Armut der Bettelorden im ersten Jahrhundert ihrer Existenz (1220–1320) die Armut ihrer Archive entspricht (die wiederum in Gegensatz zur Reichhaltigkeit vor allem der dominikanischen Bibliotheken stehen). Das Eigenbewusstsein der Bettelordenskonvente drückt sich eher in ihren damals noch bescheidenen Niederlassungen am Rande der Städte, in ihrer Abhängigkeit von den Notabeln (und ihren Notaren), in den Betteltouren und in ihrem Wanderpredigertum aus. Schwieriger zu erklären ist, warum die Archive der Bettelorden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts plötzlich zu wachsen und recht beträchtlichen Umfang anzunehmen begannen (diejenigen der Franziskaner etwas später als diejenigen der anderen Bettelorden). Die Konvente legten sich eine Buchhaltung zu, die zwar um einiges «rustikaler» anmutet als die zeitgenössische der Kaufleute oder der römischen Kurie (ganz zu schweigen von der späteren doppelten Buchhaltung), aber doch eine Buchhaltung, die Einnahmen und Ausgaben einander gegenüberstellte (hier und da sogar im gleichen Buch, vorne die Einnahmen und hinten, bei gedrehtem Buch, die Ausgaben). Chiffoleau meint (718), dass es sich auch hier nur darum handelte, regelmässig «den Stand der Armut zu überprüfen» («à vérifier de façon régulière l’état de leur pauvreté»), aber letztlich doch auch um «tatsächliche Veränderungen in der Wirtschaft der Konvente». Man müsse sich indessen davor hüten, den Brüdern Verrat an ihrem ursprünglichen Ideal und Verbürgerlichung vorzuwerfen, und dies umso weniger, als man mangels Quellen nicht genau wisse, wie sie ihr Ideal im 13. Jahrhundert tatsächlich verwirklicht hätten. Nichtsdestoweniger wurden, wie das Beispiel Santa Croce in Florenz (Beitrag von Sylvain Piron) zeigt, die Brüder allmählich sesshaft und bauten sich grosse Klöster und Kirchen, die sie sich eigentlich nicht hätten bauen dürfen... Dafür sind aber auch die Städte verantwortlich zu machen, für die Bettelordenskonvente zur «öffentlichen Nützlichkeit», ja «öffentlichen Notwendigkeit» und zum bonum commune gehörten und die stärksten, auch finanziellen Einfluss auf «ihre» Bettelordenskonvente nahmen. Nichtsdestoweniger wird Chiffoleau hier ein bisschen lang und apologetisch (er spricht selber S. 742 von «néo-aplogétique»), denn auf diese Entwicklungen hat es ja tatsächlich eine Reaktion gegeben, nämlich die Observanz, von der indessen im vorliegenden Sammelband (ausser in den Beiträgen von G. M. Varanini über Verona und von L. Viallet über die Prokuratoren) noch wenig die Rede ist. Alles in allem ein äusserst reichhaltiger Band, erschlossen insbesondere auch durch ein Orts-, ein Personen- und ein Stichwortregister, der in eine ganz besondere Welt einführt, nämlich in diejenige der mittelalterlichen Bettelorden und ihrem Umgang mit «Dame Armut».

Zitierweise:
Kathrin Utz Tremp: Rezension zu: Nicole Bériou/Jacques Chiffoleau (Hg.), Economie et religion. L’expérience des ordres mendiants (XIIIe–XVe siècle) (=Collection d’histoire et d’archéologie médiévales, Bd. 21), Lyon, Presses universitaires, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 104, 2010, S. 479-482

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